Der Mann im Wald

 

 

Im Wald zu Lübow haust ein Mann,

nicht ganz allein in einer Höhle.

Wanderer sehn ihn dann und wann:

ihn, und die kleine Mischlings-Töle.

 

Die beiden leben ihren Frieden,

völlig gelöst in rauher Stille:

die Wanderer werden gemieden.

So soll es sein. Es ist ihr Wille.

 

Es sprach sich langsam doch herum,

dass tief im Walde jemand wohnt.

Der Pächter duldet es – bleibt stumm.

So ist der Mann zunächst verschont.

 

Doch bald schon sprach es sich viel weiter:

ins Rathaus und zum Amtsarzt hin.

Letzterer nahm den Fall nicht heiter.

Ein Mann? Im Wald? 

Er kratzt am Kinn.

 

Normal kann das wahrlich nicht sein.

So unerhört kann man nicht leben.

Den fängt man doch wohl besser ein,

zum eignen Schutz dann eben.

 

Gedacht. Verfügt.

Der Mann im Wald,

kam erstmal auf die grüne Wache.

Dort lärmten Mann und Töle bald,

mit Wut im Blut – und auch aus Rache.

 

Nur: Rache tut dann selten gut.

Der Amtsarzt ward nochmal gerufen.

Er schrieb flugs, was er öfter tut:

den Krach als abnormal einstufen.

 

Mann und Hund wurden verfrachtet,

in eine enge, graue Zelle.

Dort haben sie dann übernachtet,

am Boden, bis zur Morgenhelle.

 

Dann endlich flog die Zelltür auf.

Jedoch von Freiheit keine Spur.

Die Treppe runter. Treppe rauf.

Waschen, Rasur und Klogang nur.

 

Der Hund darf in den Wachhof scheißen -

sein Herrchen kurz mal Frischluft schnappen.

Das Tor nicht zu...Nur ganz aufreißen...

Ein Pfiff. Los, los! Das könnte klappen.

 

Sie rennen, rennen....Frei!

Bloß weiter.

Die Stadt bald weit – ganz weit – zurück.

Ein Mann.

Sein Hund.

Der Himmel: heiter.

Und Freiheit füllt den weiten Blick.

 

 

Worte: © Ralph Bruse

Zeichnung: Henryk Zimak

 

(nach z.T. wahren Begebenheiten)

     Christine

       Ralph

       Heike

  unbekannter Maler

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